Ich finde es sehr befremdlich, wie sich heutzutage an allen Ecken des Internets nachlesen lässt, dass man in Deutschland keine Meinungsfreiheit mehr hätte. Insbesondere im rechten Spektrum sowie inmitten der Verschwörungstheoretiker ist diese Ansicht sehr verbreitet. Sobald jemand gegen deren Meinung ist, heißt es, die Meinungsfreiheit wäre eingeschränkt. Totaler Blödsinn! Genau die Tatsache, dass jemand seine Meinung äußern darf, während andere wiederum ihre Meinung dazu kundtun können, ist gelebte Meinungsfreiheit. Genau diese Meinungsfreiheit möchte ich mir selbst heute mal zunutze machen. Warum ich das im DG, respektive im Forum eines Browsergames tue? Weil man mittlerweile überall im Netz mit Aussagen konfrontiert wird, die meiner Meinung nach nicht toleriert werden dürfen. Also warum nicht auch mal hier den Mund aufmachen?

Übermorgen, am 08.05.2020, jährt sich die Kapitulation der Wehrmacht, der Tag der Befreiung, zum 75. Mal. Wir sprechen hier über eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Wir sprechen nicht nur über Krieg, sondern auch darüber, dass Millionen von Menschen aufgrund ihrer Herkunft sowie ihrer Religion gezielt gejagt und getötet wurden. Menschen wie Betty Vredenburg, die 15 Tage nach ihrem 4. Geburtstag in einer Gaskammer in Auschwitz ermordet wurde. Zum Holocaust finden sich Begriffe wie "Vernichtung lebensunwerten Lebens" und "Rassenhygiene", die verdeutlichen, welche Gedanken der Judenverfolgung zugrunde lagen. Und dann sprechen wir über Menschen wie Alexander Gauland, für den dieses Kapitel nur ein "Vogelschiss in der Geschichte" ist. Für ihn ist der 08.05.1945 eine "absolute Niederlage", die mit dem "Verlust von Gestaltungsmöglichkeiten Deutschlands" einhergeht, wie er heute Morgen mitteilte.

Solche Aussagen tätigen zu dürfen, ist aufgrund der Meinungsfreiheit sein gutes Recht. Selbige Meinungsfreiheit räumt allerdings auch mir das Recht ein zu sagen, dass etwaige Gedanken zutiefst abscheulich, menschenverachtend und Hohn und Spott für all jene sind, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben gelassen, Freunde und Familie verloren haben. Nun sorgt unsere Demokratie nicht nur dafür, dass wir unsere Meinung frei äußern können, sondern auch dafür, auf das Wahlrecht zurückgreifen zu dürfen. Wer sein Kreuzchen hinter der AfD macht, der sollte sich allerdings bewusst sein, dass er damit indirekt auch Aussagen wie die von Alexander Gauland unterschreibt und sich mit einer Partei solidarisiert, die die Verantwortung Deutschlands am und im Zweiten Weltkrieg weitestgehend verharmlost.

Wenn ich heute an die AfD denke, dann weiß ich zwar, dass sie ein Teil der Demokratie ist. Jedoch gibt mir selbige Demokratie das Recht zu sagen, dass ich die AfD zum Kotzen finde - denn rechte Politik und das Leugnen oder Verharmlosen der Geschichte sind zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe, die jedoch gemeinsam im Schuhschrank der AfD stehen.

Cardealer schrieb:

Richtige Meinungsfreiheit ist es, wenn jeder Beitrag zuerst geprüft wird und dann freigegeben wird.

klick und
*ironiemodus*
wieder aus

Das geht jetzt aber eher in Richtung Xavier Naidoo. Du weißt ziemlich genau, dass es bei der Freigabe nicht darum geht, irgendwelche Meinungen zurückzuhalten, sondern darum, irgendwelchen Blödsinn zu verhindern. Andernfalls würden sämtlichen Kritiken nicht freigeschaltet werden.

FC-Whitey schrieb:

Messi, deine Kernaussage zum Thema Meinungsfreiheit teile ich. Diese wird von einigen Menschen nur nicht als solche wahr genommen, weil man keine andere Meinung wie seine eigene mehr akzeptieren mag, fertig. Solche Leute gibt es in allen ploitischen und gesellschaftlichen Lagern.

Zu dem Thema "Zitat von Gauland" muss man vorsichtig sein, ohne den zugehörigen Kontext, kann man Zitate nicht richtig verstehen:
„Der 8. Mai hat nicht das Potenzial zu einem Feiertag, weil er ein ambivalenter Tag ist. Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit“ welt.de/politik/deutschland/ar…ht-Feiertag-kritisch.html

Warum wir den Tag jetzt zum "Feier"tag machen sollen, verstehe ich absolut nicht. Wir leben Europa und wir lieben die offenen Grenzen. Jetzt feiern wir den Tag der Befreiung von Deutschland und der 2. Weltkrieg tobte zu dem Zeitpunkt weiter.
Die UNO hat den 21. September, den Internationalen Tag des Friedens aus. Dieser Tag wäre für mich das richtige Zeichen.

Mal ganz davon abgesehen, dass wir genug Feiertage im Mai haben.

1. Mir geht es wirklich nicht um den Feiertag. Das Datum spricht meiner Meinung nach für sich - die Bedeutung sollte jedem klar sein - und muss deshalb jetzt kein arbeitsfreier Tag werden, der besonders gefeiert werden muss.

2. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, die Kernaussagen zu nehmen und ohne den Kontext darzustellen. Denn was er da hinten angestellt hat, ist für mich nicht legitim und dient der Verharmlosung. Und wenn ich mir unterschiedlichste Medien und Kommentare dazu ansehe, stehe ich damit scheinbar auch bei Weitem nicht alleine da. Dass es zu dieser Zeit in Deutschland drunter und drüber ging, weiß jeder. Aber die Verluste sind nicht an diesem Tag entstanden, sondern haben ihren Anfang 1933 genommen. Wir reden hier von dem Ende dessen, was über 12 Jahre hinweg seinen Verlauf genommen hat. Entsprechend weigere ich mich entschieden dagegen, dieses Datum als einen "Tag des Verlusts" anzuerkennen. Er beklagt letztlich Kollateralschäden, die die Folge des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts waren. Er trifft eine einzige Aussage zu den KZ-Insassen und fokussiert sich ansonsten auf Deutschland, dessen Wohlbefinden sowie den deutschen Bürgern. Och Mensch, wir armen Deutschen haben die Rechnung dafür kassiert, dass wir den Krieg begonnen und Millionen Menschen im Größenwahn getötet haben. Das hätte man uns aber auch mal vorher sagen können, dass es da eventuell ein Echo gibt. Damit möchte ich in keinster Weise schönreden, was das deutsche Volk während des Krieges erlitten hat. Aber der Herr Gauland verzerrt die Perspektiven, wie ich finde.

Dass sowohl das Land als auch das Volk zu leiden hatten, ist einzig und allein der Macht geschuldet, die den Krieg begonnen hat - und das war nun einmal Deutschland. Und somit sollte der 08.05.1945 für mich nicht im Fokus dessen stehen, was wir verloren haben, sondern als Tag gelten, an dem die Welt ein niederträchtiges Kapitel beendet hat und auch Deutschland eine neue Chance erhalten hat.

3. Was das Thema Meinungsfreiheit angeht, gibt es die Debatte sicherlich in sämtlichen Ecken. Aber es ist auffällig, dass das Wort derzeit besonders in einer Ecke genutzt wird, um gegen Vater Staat zu hetzen und krude Theorien in die Welt zu posaunen.